2020 beginnen die Bauarbeiten am künftigen Robotermuseum der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Dabei ist die Bauweise selbst revolutionär: Selbständig arbeitende Roboter werden riesige Metallplatten zusammenfügen und verschweißen.
In der High-Tech-Stadt Seoul soll ein neues „Robot Science Museum“ entstehen. Das Architektenbüro Melike Altınışık aus Istanbul hat jetzt die Pläne dafür vorgestellt. Der Clou: Das futuristische Gebäude soll zu einem großen Teil von Robotern und Drohnen errichtet werden. Der Mensch überwacht die Arbeiten nur noch. Die ovale Fassade wird aus großen Metallplatten zusammengesetzt. Die nicht-menschlichen Arbeiter biegen die Platten in die richtige Form und verschweißen sie dann miteinander. Zum Abschluss polieren sie die Oberfläche. Andere Roboter produzieren derweil Kunstobjekte mithilfe von 3D-Druckern. Unterdessen überwachen Drohnen das gesamte Gelände und sorgen so nicht nur für die Sicherheit. Sie erledigen auch die Kartierung, Inspektionen der Baustelle und die Steuerung von robotergestützten Baufahrzeugen.
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Der Bau ist die erste Ausstellung
Die Errichtung des gigantischen Bauwerks ist also zugleich das erste publikumswirksame Event des neuen Museums – die erste Ausstellung, die noch vor der eigentlichen Eröffnung stattfindet. Den Architekten zufolge sollen die Bauarbeiten bereits Ende 2022 zum Abschluss kommen. Die nichtmenschlichen Arbeitskräfte werden also viel zu tun haben. Denn das Museum wird vier Stockwerke bekommen, die insgesamt drei Ausstellungsflächen bieten sollen, außerdem zahlreiche Büroräume, einen Seminarraum sowie einen Shop.
Mit dem spektakulären Einsatz der Roboter möchten die Architekten das Interesse der Bevölkerung an der Robotik verstärken. Das Museum entsteht im Stadtteil Chang-dong im Norden von Seoul, etwa zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.
Die Basis: Building Information Modeling
Die Roboter werden bei ihrer Arbeit durch ein digitales System unterstützt: Building Information Modeling (BIM). Das nützt aber nicht nur den koreanischen Robotern, sondern kommt bei immer mehr Bauprojekten weltweit zum Einsatz. Die Software dient der Planung, Erstellung sowie dem Betrieb von Bauwerken. BIM erfasst alle Daten eines Objektes und erstellt daraus ein virtuelles Modell. Auf dieser Grundlage können alle an einem Projekt Beteiligten aktiv und über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks vernetzt werden. Das verbessert die Kommunikation. Das ganze Bauwerk lässt sich sogar als 3D-Animation visualisieren. Bauherren und Planer haben es daher stets vor Augen. Weil die Software auch Werte wie Materialeigenschaften oder die Sonneneinstrahlung zu einer bestimmten Tageszeit mit einberechnet, ist eine äußerst präzise Planung möglich.
Deutsche sind skeptisch gegenüber Robotern
Während die Architekten und Museumsplaner in Korea die Roboter-Begeisterung anfeuern wollen, stehen die Deutschen Robotern am Arbeitsplatz zunehmend skeptisch gegenüber. Das geht aus einer Untersuchung der Universitäten Würzburg und Linz hervor. Eine wachsende Zahl von Arbeitnehmern sei beunruhigt, die vollautomatischen Kollegen könnten ihnen den Arbeitsplatz wegnehmen, schlussfolgern die Forscher. Seit 2012 habe sich das Ansehen von Robotern in Deutschland insgesamt verschlechtert.
Tatsächlich gibt es im Arbeitsalltag immer mehr Roboter. Im Bereich der Schweißtechnik zum Beispiel kommen sie verstärkt im Maschinen- und Sondermaschinenbau zum Einsatz. Doch die Automatisierung ist mit einem großen Aufwand verbunden. Die Programmierdauer ist sehr hoch, auch für die Herstellung eines einzelnen Bauteils. Deshalb lohnt der Einsatz bislang nur in der Massenproduktion. Wenn es um eine kundenorientierte und an die individuellen Gegebenheiten angepasste Arbeitsweise geht, ist der menschliche Profi-Schweißer weiterhin unschlagbar.
Illustration: Melike Altınışık Architects / Ediz Akyalçın